Lebensgeschichte des „Phantom der Oper“ von Susan Kay

Wer das Musical von Andrew Lloyd Webber gesehen hat und dadurch neugierig auf den geheimnisvollen „Geist“ des Pariser Opernhauses geworden ist, kann auf diesen Roman kaum verzichten. „Das Phantom“ erzählt die wahre Lebensgeschichte von Eric, von Anfang bis zum Schluss. Erik wird im 19. Jahrhundert als hochbegabtes, vielseitig interessiertes Multitalent geboren. Doch er erlebt aufgrund seines entstellten Äußeren von den Menschen nur Ablehnung. Die eigene Mutter ist nicht in der Lage, ihrem Sohn Liebe zu schenken. Eric läuft bereits in jungen Jahren von zu Hause weg und wird von fahrenden Jahrmarksdarstellern entführt, die ihn wie ein Tier öffentlich zur Schau stellen. So bereist er weite Teile Europas und eignet sich schier grenzenlose Fähigkeiten im Bereich Schauspielerei und Trickbetrügerei an. Mithilfe dieses Wissens erlang er schließlich seine Freiheit, Reichtum und Macht. Aber sein größer Wunsch, dass jemand über sein Äußeres hinwegsieht und ihn um seiner Selbst willen liebt, wird ihm nicht erfüllt. So wächst sein Groll gegen die Menschheit immer weiter. Ruhelos bereist er in seinen Jugendjahren als Magier, Architekt, Musiker und Künstler Persien, Rußland, Italien und Belgien, bis seine Odyssee schließlich in Paris endet, wo er am Bau des Opernhauses mitwirkt und sich mit diesem Gebäude eine eigene Welt schafft, in der er hofft, sich für den Rest seines Lebens vor den Grausamkeiten der Menschheit verbergen zu können. Doch das Schicksal will es anders, als er eines Tages die Stimme der Studentin Christine Daaé hört und sich in sie verliebt…

Diese Romanbiographie des Phantoms ist zwar phantasievoll und einfühlsam erzählt, aber historisch genau recherchiert. Wen die zahlreichen Verfilmungen und das Musicals nicht überzeugen konnte, wird spätestens nach diesem Roman ein absoluter Eric-Fan sein.

„Das Phantom: Die bisher ungeschriebene Lebensgeschichte des Phantom der Oper“ ist hier als Taschenbuch erhältlich.

Basara

Mangareihe von Yumi Tamura

In ferner Zukunft werden die Provinzen des Landes Basara von einer despotischen Königfamilie gespalten. Der Oberste König und seine Nachkommen – Der Rote König, der Schwarze König, der Blaue König und die Weiße Königin – regieren mit Grausamkeit und dem Recht des Schwertes. Die Bürgerlichen leben in Angst und Armut. Aber eine Legende besagt, dass eines nahen Tages in einem Wüstendorf ein Retter geboren wird, der die Menschen von dem Joch der Monarchie befreien und das Land wieder einen soll.

Doch eines hatte die Prophezeihung nicht vorhergesehen: Es werden Zwillinge geboren, ein Junge und ein Mädchen. Natürlich gehen alle davon aus, dass das prophezeite Schicksalskind das männliche Baby sein müsse. So wird der Junge, Tatara, wie ein Prinz aufgezogen und zu einem Krieger ausgebildet, auf dass er dereinst seine Bestimmung erfüllen soll. Das Mädchen hingegen, die kleine Sarasa, fristet ein regelrechtes Schattendasein im Glanz ihres Zwillingsbruders. Das findet ein jähes Ende, als an ihrem 15. Geburtstag die Truppen des Roten Königs das Wüstendorf überfallen. Sie töten Tatara und brennen die Hütten nieder. Um ihr Volk zu retten, verkleidet sich Sarasa als ihr Zwillingsbruder und schafft es in dessen Rolle nicht bloß, die Dorfbewohner in Sicherheit zu bringen, sondern auch mehrere kleine Siege gegen die Armeen des Roten Königs zu erringen.

Sarasa beschließt, auch weiterhin unerkannt von allen Anderen, ihren Bruder zu spielen und so die Prophezeiung um das Schicksalskind auf eigene Faust zu erfüllen. Auf  ihren Abenteuern findet sie viele neue Verbündete, aber auch Widerstand und mächtige Feinde. Eines Tages begegnet sie dem jungen Shuri. Die Beiden verlieben sich ineinander. Doch hat weder Shuri eine Ahnung, dass Sarasa ein gefährliches Doppelleben als Tatara führt, noch erahnt Sarasa die schreckliche Wahrheit über Shuris eigentliche Identität: Er ist niemand anderes als ihr größter Feind, der Rote König selbst, der ihren Bruder ermordet, ihr Dorf niedergebrannt und es nun auf Tataras Leben abgesehen hat, um zu verhindern, dass sich die Prophezeiung um das Schicksalskind erfüllt…
Der Zeichenstil von „Basara“ ist zunächst gewöhnungsbedürftig, da Yumi Tamura ihrem Werk auf sehr individuelle Weise mit kräftigen Tuschestrichen und Rasterfolie Leben einhaucht. Damit schafft die Autorin einen auffälligen Kontrast zu den eher zarten Shojo-Stilen anderer Mangaka.

Die Reihe baut neben der Hauptfigur Sarasa/Tatara auf einer Vielzahl von Charakteren auf, die alle mit einer eigenen Geschichte aufwarten können. So wird „Basara“ zwar nie langweilig, aber gelegentlich doch ein wenig verwirrend, da man in dieser Fülle von Individuen den Überblick und den eigentlichen Handlungsstrang aus den Augen verlieren kann.

Im Großen und Ganzen ist „Basara“ eine Manga-Reihe von ungewöhnlicher Schönheit, die von Aktion bis Romantik für jeden Leser etwas zu bieten hat.

„Basara“ ist hier als Taschenbuchreihe zu erhalten. Bis jetzt sind 22 Folgebände erschienen.

Scatterheart (Historischer Roman) von Lili Wilkinson

Scatterheart (Historischer Roman) von Lili Wilkinson

1814. Hannah wächst wohl behütet in der Villa ihres Vaters im vornehmsten Viertel Londons auf. Ihr Hauslehrer Thomas versucht der verwöhnten Hannah mittels seiner Märchen von „Scatterheart“ die Welt außerhalb ihres Elfenbeinturmes näher zu bringen.
Eines Tages bricht Hannahs heile Welt in sich zusammen, als sich herausstellt, dass ihr Vater keineswegs ein so tadelloser Ehrenmann ist, wie sie dachte, sondern vielmehr ein Betrüger. Um seiner Strafe zu entgehen, muss er eiligst London verlassen und lässt seine Tochter ohne jeden finanziellen Rückhalt alleine zurück. Der Hauslehrer Thomas will die Not des Mädchens lindern und bittet es um seine Hand, doch kommt es für die verwöhnte Hannah natürlich nicht in Frage, unter ihrem Stand zu heiraten. Es dauert nicht lange, bis Hanna aus der inzwischen leerstehenden Villa vertrieben wird. Weltfremd wie sie ist, stolpert sie in London von einem Unglück ins nächste und landen zu guter Letzt geradewegs in einem Gefängnis. Gewalt, Missbrauch und Schikanen unter den Frauen im Gefängnis erwarten sie und Hannah muss erkennen, wie hart das Leben als Frau in Armut sein kann. Nach tagelangem Warten wird sie verurteilt und auf einem Gefangenenschiff nach Australien zwangsdeponiert.

Auf der langen, mühsamen Reise lernt sie den ersten Offizier James kennen, der zwar ein Mann von Stand ist, doch bald sein wahres Gesicht zeigt. Hannah muss schmerzhaft lernen, dass Geld und gesellschaftlicher Stand keinen guten Menschen ausmachen. Nicht alles ist Gold das glänzt und wahre Schönheit kommt von innen. Hannah übersteht diese schwere Zeit, indem sie sich an das erinnert, was sie aus den Geschichten über „Scatterheart“ gelernt hat und indem sie sich an die Hoffnung klammert, Thomas eines Tages wieder zu finden.

„Scatterheart“ hat mich absolut gefesselt. Durch Lili Wilkinsons klare Erzählweise ist das Buch sehr flüssig zu lesen. Man erlebt den Wandel von Hannahs Persönlichkeit auf der Verschiffung in ein fremdes Land förmlich mit. Seite um Seite wird Hannah reifer und zeigt dass das wahre Ich vom Herzen kommt. Die Beschreibung des alten Londons, der Kleidung und des Elendes dieser Zeit, vor allen in der Armut, ist gut recherchiert worden und vermitteln dem Leser viel Stimmung.

„Scatterheart“ ist hier als Taschenbuch und gebundene Ausgabe erhältlich.

Was ich so lese

Ja es ist endlich erschienen. William Gibsons geniale Neuromancer-Trilogie gibts seit einigen Tagen endlich am Stück zu kaufen  zu kaufen – zum Sonderpreis. Runde 1000 Seiten für 15 Euro. Mach pro Seite Spitzenklasse Literatur gerade mal 1,5 Cent – falls ich mich nicht verrechnet habe.

Deshalb bin ich jetzt auch verschollen und habe eigentlich gar keine Zeit 😉

WILLIAM GIBSON

Die Neuromancer-Trilogie

Originaltitel: Neuromancer/Count Zero/Mona Lisa Overdrive
Paperback, Broschur, 992 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
Heyne-Verlag, ISBN: 978-3-453-52615-0
€ 15,00